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TRAGENDE WIRTSCHAFTSZWEIGE:
OBSTHANDEL, SCHIFFFAHRT, TOURISMUS


Obsthandel

Seit wann von berufsmäßigen Obsthändlern im Alten Land gesprochen werden kann, ist nicht zu belegen. Es handelt sich in der Regel um weichende Erben, die sich eine neue Existenzsicherung schaffen mussten. Obsthändler waren in vielen Städten, aber vor allem in Hamburg und Bremen, anzutreffen. Handelsbeziehungen zwischen dem Alten Land und Hamburg waren fast zwangsläufig. Sie reichen bis in Mittelalter zurück, waren aber nicht immer konfliktfrei.

1581 – 1611 Kirschenkrieg zwischen Hamburg und dem Erzstift Bremen

Hamburger Bier durfte nicht mehr in das bremische Land gebracht werden, daraufhin antwortete der Hamburger Rat mit dem Verbot des Verkaufs von Altländer Kirschen und Obst.

1848 zog der Altländer Obsthändler Johann Köpke mit seiner Familie mit einem Ewer nach Berlin, um vom Schiff aus die Altländer Früchte zu verkaufen. 1907 brachte die dritte in Berlin ansässige Generation der Familie Köpke eine für die Berliner, aber auch für das Unternehmen sehr wichtige Frucht auf den Markt: die Banane. Die Altländer Bezugs- und Absatzgenossenschaft GmbH in Jork betrieb 1930 eine eigene Verkaufsstelle auf dem Berliner Großmarkt. Heute vermarkten drei Erzeugerorganisationen sowie die gleiche Anzahl an Genossenschaften ca. 70 % der niederelbischen Obsternte. Knapp 40 Fruchthandelsgroßbetriebe sind im Niederelbegebiet ansässig. Sie beziehen ihre Ware entweder von den Erzeugerorganisationen oder durch Einkäufe direkt bei nicht organisierten Obstbauern mit einem Mengenanteil von etwa 15 %. Der Anteil der Selbstvermarktung liegt bei ca. 15 %. Hier teilt sich die Erzeugermenge auf in den Verkauf auf Wochenmärkten sowie an Supermärkte. Im Verlauf der 1960er Jahre entstanden die ersten Verkaufsstände an der Straße. An die 1.500 Arbeitskräfte erhalten in dem Direktverkauf einen Arbeitsplatz mit noch steigender Tendenz.


Schifffahrt

Gräben, Fleete und Flüsse wurden als Transportwege genutzt. An den Fluss- und Prielmündungen entwickelten sich kleine Häfen, Werften und Reedereien bis heute zu einer weltweit operierenden Schifffahrt. Die Seefahrtschule in Grünendeich bildete unzählige Kapitäne für die Große und die Kleine Fahrt aus. Heute hat dort die Maritime Landschaft Unterelbe ihr Domizil. Fast jede Familie besaß früher einen Kahn z.B. zum Obsttransport, mit dem man die kleinen Häfen erreichte. Jollen und Ewer sorgten dort für den Weitertransport. Diese Schiffe waren aus Holz gebaute, sehr flachgehende Segelschiffe mit einem Plattboden. Die Lühe ist der schmalste Fluss im Alten Land und so gab es speziell für die anliegenden Gehöfte eine „verkleinerte” Ausführung, die sogenannte „Lühe-Jolle”. Als Besan-Ewer (einmastig) und Gik-Ewer (zweimastig) befuhren diese Schiffe, äußerst seetüchtig, Strecken bis Grönland. Schon damals verstanden es die Schiffszimmerer Spezialschiffe anzufertigen. Für den Transport von Ziegelsteinen, wurden die Spanten enger aneinander gesetzt und sorgten somit für deutlich höhere Stabilität. Zahlreiche Familien lebten von dieser florierenden Handelsschifffahrt. Speziell mit dem Transport von Ziegelsteinen wurde viel Geld verdient und anschließend dann in ein größeres Schiff investiert.

Um 1920 wurden fast alle Ewer motorisiert und zu kleinen Küstenfrachtern umgestaltet. Fast 50 Jahre lang blieben sie in der Küstenschifffahrt tätig. Daraus entwickelten sich die Küstenmotorschiffe. Nach Plänen des Hamburger Konstrukteurs Adolf Weselmann wurden die Schiffstypen auf den heimischen Werften Sietas (bis heute in Betrieb als Pella-Sietas-Werft), Rancke und Holst in Cranz-Neuenfelde und der Stader Schiffswerft gebaut. Diese KÜMOS bekamen abermals eine Weiterentwicklung, wurden verbreitert und verlängert und so auf 300 BRT gebracht. Sie bildeten den Vorläufer-Typ für die ersten Containerschiffe. Die Verlagerung vieler Transporte auf den Lkw verringerte die Zahl der Schiffseigner, trotzdem entwickelten sich einige Familien zu bekannten Reedern und blicken auf eine wechselvolle, traditionsreiche Geschichte zurück.

In der Blütezeit des Schiffbaus zählte das Alte Land über 15 Werften. Namen wie Sumfleth in Cranz, Bröhan in Estebrügge oder Glasen in Neuenfelde verstanden sich stellvertretend für alle als gute Schiffbauer.


Tourismus

Erste Reisebeschreibungen finden sich schon seit 1617. Der Ausflugsverkehr im 19. Jahrhundert ließ Lokale und Fährverbindungen entstehen. In seinen heutigen Dimensionen ist der Tourismus aber eine recht junge wirtschaftliche Entwicklung.

In den 1970er Jahren bekam der Tourismus, aus der wirtschaftlichen Not im Obstbau heraus geboren, einen neuen Schub. Engagierte Altländer beschlossen, den Übernachtungstourismus auszubauen, um so ein zweites Standbein zu schaffen. In den 1980er Jahren begann der Ausbau des Feriendorfes Altes Land, das mittlerweile rund 100 Ferienhäuser umfasst. Der Tourismus ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Wirtschaftsfaktor. 27 Millionen € geben die Touristen durchschnittlich im Jahr aus, 570.000 € nehmen die Kommunen als Steuern ein, 120.000 Übernachtungen und 840.000 Tagesgäste zählt die Statistik. Im Durchschnitt bleiben die Gäste 2,5 Tage, hauptsächlich aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Schweizer, Niederländer und Franzosen bilden die Mehrzahl der ausländischen Gäste. Mehr als 20.000 Besucher kann das Museum Altes Land jährlich aufweisen.

Seit über 20 Jahren gibt es Gästeführer, die in historischer Tracht Gäste an der Altländer Kultur teilhaben lassen. Anziehungspunkte für die Besucher sind die Zeit der Obstblüte, Kirsch- und Apfelernte, aber auch das Interesse am Einblick in den modernen Erwerbsobstbau, Altländer Apfeltage mit dem „Tag des Offenen Hofes” , Radler- und Skatertag, Feste – wie das Blüten-, Apfel- und Hafenfest oder der Kirschmarkt, Projekte wie „Offene Kirche” oder „Regionale Esskulturrunden”, Arp-Schnitger-Geburtstag und vieles mehr.

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Dieses Projekt wurde im Rahmen
des Europäischen Kulturerbejahres 2018
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