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DIE HOLLERKOLONIE ALTES LAND

Die Leistung der Kultivierung, der Entwässerung und Bedeichung der Marsch im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Kulturlandschaft Altes Land bildete mit ihrem hohen technischen Standard, nämlich der Längen- und Breitenmessung der Hufen und der Entwässerung und Bedeichung des sumpfigen Geländes einen ersten Höhepunkt dieser Ära, wenn nicht sogar den Höhepunkt überhaupt, der im Mittelalter in der Ostsiedlung zwar quantitativ, aber nicht mehr in seinem technischen Standard übertroffen wurde.

Ausgehend von den Niederlanden mit einer „Mutterlandschaft“ kolonisierten Holländer im Mittelalter die Marsch des Alten Landes über einen längeren Zeittraum räumlich ausbreitend von der Ersten bis zur Dritten Meile als „Tochterlandschaft“. Diese Hollerkolonisation mit Marschhufendörfern und entsprechender Parzellierung datiert das Alte Land als flächendeckende historische Kulturlandschaft von besonderer Eigenart.

Im hollerschen Kolonisationsgebiet des Alten Landes hatte die Hufengröße in der Regel 2,25 km Länge und knapp 150 m Breite, was eine Größe von 33,5 ha ergibt. Unterteilt waren die Hufen der Länge nach in 8 Stücke, die durch Gräben getrennt waren.

Deiche waren für den Ackerbau im Sietland wegen des Elbhochwassers, das über die Nebenflüsse einströmte, und wegen des Moorwassers vom Geestrand, notwendig. Die Kolonien umgaben sich ursprünglich jede für sich mit Deichen. Hollern lag am Hollerdeich, hatte einen Achterdeich gegen das Moor und eine Sietwende gegen Huttfleth. Mitteln- und Neuenkirchen grenzten sich gegen Jork und Ladekop durch einen eigenen Hinterdeich ab. Zur Erhaltung der Deiche bildeten die Siedler sehr früh Deichrichterschaften und überwachten durch Geschworene die Deichpflicht.

Die Zahl der Siedlerstellen im Kolonisationsgebiet lässt sich feststellen. Es handelt sich um etwa 240 Hufen, die in zwei bis drei Generationen nutzbar gemacht wurden, dazu kommt eine unbestimmbare Zahl von Bauernstellen im altbesiedelten Hochland.

Die Entwässerung und Bedeichung hatten Auswirkungen auf die Altsiedlungen am Elbufer. Waren sie bis dahin auf dem Hochufer ohne Deiche oder allenfalls mit kleinen Ringdeichen ausgekommen, so führte das Elbhochwasser im verengten Überflutungsraum einerseits und das Vorbild der intensiven Flurbewirtschaftung in den Kolonien andererseits zu einer Anpassung an die Kolonien. Von nun an waren Kolonisten und Altsiedler, Holländer und Sachsen, gemeinsam am Schutz vor Deichbrüchen und einer funktionierenden Entwässerung interessiert. Sie schlossen sich zu größeren Deichverbänden, den Meilen, zusammen. Es ist anzunehmen, dass die Kabeldeichung sich spätestens um 1400, der Zeit der großen Landverluste am Elbufer und der vorübergehenden Ausdeichung der Dritten Meile, die nur durch gemeinsame Anstrengungen zu überstehen war, durchsetzte.


Urkundlich belegte Daten des Fortschritts der Hollerkolonisation im Alten Land

  • 1140 Erzbischof Adalbero überträgt dem Hamburger Domkapitel den Zehnten in Huttfleth und dem Kloster Harsefeld den Zehnten in Steinkirchen
  • um 1148 Adalbero verleiht dem Domkapitel den Zehnten zu Thitgerscoph (Hollern)
  • 1149 Erzbischof Hartwig verleiht holländischen Siedlern an der Weser das Recht der Holländer bei Stade
  • 1196 Holländer an der Este
  • 1221 Bischof Iso von Verden verleiht dem Verdener Andreasstift die Zehnten von Estebrügge, Zesterfleth, Mittelnkirchen und Jork
  • 1236 Bremer Erzbischof erhält Landeshoheit über die 2. und 3. Meile, die Kolonisation des Marschgebietes zwischen der Schwinge und Moorburg ist abgeschlossen.
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